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Geschichte

Im Jahre 1999 schlossen sich die Ortsgemeinden Mett-Oberschlatt und Unterschlatt zur Politischen Gemeinde Schlatt zusammen. Eine Verbindung, die schon zu früheren Zeiten  bestanden hatte und dann im 19. Jahrhundert in verschiedene Fraktionen (Ortsgemeinden) aufgeteilt wurde.

Die ehemalige Ortsgemeinde Mett-Oberschlatt liegt am Osthang des Kohlfirstes in unverbautem, leicht hügeligem Gelände und besteht im wesentlichen aus drei voneinander räumlich getrennten Siedlungsteilen, welche sich um eine zentrale Geländemulde gruppieren. Die beiden Dörfer Mett- und Oberschlatt bestanden bis ins 18. Jahrhundert nur aus wenigen Häusern. Offenbar wurde später bedeutend mehr gebaut als jemals zuvor. Die Bausubstanz der Häuser ist heute noch sehr beachtlich. Das Dreisässenhaus herrscht vor. In ihm sind Wohn- und Ökonomieteile unter einem steilen Gibeldach mit durchgehendem First vereint. Die Wände des Wohnteils bestehen in der Regel aus Fachwerk über einem gemauerten Kellersockel. Diese Bauten aus dem 19. Jahrhundert weisen in der Riegelrichtung  bemerkenswerte Symmetrien und Motive auf.

Die ehemalige Ortsgemeinde Unterschlatt wird eingerahmt vom Buchberg im Osten und vom Kohlfirst im Westen. Sie stösst im Norden mit dem ehemaligen Kloster Paradies an den Rhein und im Süden an die zürcherischen Gemeinden Truttikon und Trüllikon. Sie umfasst neben dem Dorf Unterschlatt die Ortsteile Dickihof, Neu- und Altparadies. Zur Gemeinde gehören auch etwa über die Hälfte des Sonderwaldes - Schaaren mit einem naturbelassenen Rheinufer.

 «Slate», 858 so benannt und erstmals urkundlich erwähnt -  bedeutet so viel wie Ried oder Sumpf. Mehrere Funde und Spuren, steinzeitliche Pfeilspitzen, Gefässe mit Armspangen, Nadeln und Schmuckspiralen aus der jüngeren Bronzezeit, ein keltisches Kriegsgrab mit Waffen und ein römisches Gräberfeld deuten darauf hin, dass die Gegend schon in urgeschichtlicher Zeit fast lückenlos besiedelt war.

Von den letzten Kyburgern begünstigt, erwarb Katharinental im 13. Jahrhundert die meisten Höfe in Schlatt. Der Zehnte musste teils der Kirche Stammheim, teils dem Kloster Paradies  abgeliefert werden. Sowohl die niedere als auch die hohe Gerichtsbarkeit unterstanden dem habsburgischen Offizium in Diessenhofen und unter der Eidgenossenschaft dem Rat der Stadt. Im zweiten Koalitionskrieg von 1799 lag Schlatt längere Zeit in der Kampfzone von Russen und Franzosen und hatte unter den abwechselnden Einquartierungen der Kriegsparteien schwer zu leiden.

Der Weiler Dickihof war vermutlich bereits zur Hallstattzeit besiedelt. Ein Grabhügel in der Nähe des Ortes lässt darauf schliessen. Diese Siedlung wird 1162 als zum Kloster Ittingen zugehörend bezeichnet, der Kirchenfürst Ticchi soll in diesem Ort residiert haben. Die älteste Bausubstanz im Weiler Dickihof stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Dieser bäuerliche Kleinstweiler präsentiert sich heute noch in etwa gleich wie auf der Siegfriedkarte von 1883.  

 

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Türmli Mett-Oberschlatt

Das Türmli, es ist ein kleines Kuriosum, dieses “Türmli“ von Mett-Oberschlatt, das gemäss geschichtlichen Quellen im Jahr 1814 erbaut worden ist.

Das Wahrzeichen des Dorfes Mett-Oberschlatt, wie das Bauwerk bezeichnet wird, steht auf einer Anhöhe östlich des Dorfes. An seiner Stelle befand sich die zur selben Zeit abgebrochene St.- Niklaus-Kapelle, die im Jahr 1316 erstmals auf einer Urkunde Erwähnung gefunden hat. Sie war dem Heiligen Gallus geweiht. Im Dachgestühl des quadratischen Turms mit originellem Walmdach hängen die beiden Glocken, die schon in der abgebrochenen Kapelle den Sonntag eingeläutet haben. Eine davon trägt den Jahrgang 1505; sie hat also das respektable Alter von 450 Jahren. Die Turmuhr aus der Turmuhrenfabrik Mäder in Kleinandelfingen ist 126 Jahr alt und wurde elektrifiziert.

Klosterkirche St. Michael, Paradies, 400 Jahre alt

Klosterkirche St. Michael Paradies, ein Juwel barocker Baukunst.

Mit Schenkung der in der Siedlung Schwarzach vorhandenen Güter an das Kloster Paradies in Konstanz legte Graf Hartmann der ältere von Kyburg 1253 den Grundstein für einen zwischen Kohlfirst und Scharen gelegenen neuen Konvent. Als die frommen Schwestern in den folgenden Jahren von Konstanz in ihre neue Heimstatt bei Schaffhausen zogen, brachten sie neben den Regeln ihres Ordens auch gleich den Namen Paradies mit. Die zu Beginn des sich in Schwarzach ausbreitenden klösterlichen Lebens bescheidene Anlage wurde allerdings sehr bald zum dominierenden Faktor auf dem flachen Hügel auf der südlichen Seite des Rheins. Zwischen 1260 und 1280 musste nicht nur die Kirche St. Peter dem Bau eines grösseren Gotteshauses für die Klosterfrauen weichen. Auch die meisten Höfe der Siedlung Schwarzach wurden im Laufe der Zeit durch das expandierende Kloster verdrängt. Der Name Schwarzach verschwand zu Gunsten der neuen Anlagen schliesslich gänzlich von den Landkarten. Die in ihrem äusseren Erscheinungsbild bereits im letzten Jahr erneuerte Klosterkirche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde nach dem 1587 erfolgten Brand des Klosters unter der Leitung von Rochus Nachbaur vollständig neu errichtet und am 21. Oktober 1602 feierlich eingeweiht. Der mit wertvollen Grisaille-Malereien dekorierte Kirchenraum wurde zwischen 1726 und 1728 fast vollständig im Stile des Barocks umgestaltet. In dieser Zeit wurde die in den letzten Monaten mit grossem Aufwand restaurierte Decke mit filigranen Stuckaturen und herrlichen Deckengemälden auf reichhaltige Weise verziert. Nach der 1836 vom Grossen Rat des Kantons Thurgau beschlossenen Aufhebung des Klosters Paradies gelangte das Gotteshaus in den Besitz der römisch-katholischen Kirchgemeinde Schlatt. Bei der Restaurierung des Kulturdenkmals von nationaler Bedeutung (2001/02) wurde die Kirchgemeinde von der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Thurgau, der Denkmalpflege, der Gemeinde Schlatt und vom Verein der Freunde der Klosterkirche Paradies in fachlicher und finanzieller Hinsicht unterstützt. Dieses Kulturgut von nationaler Bedeutung konnte am 28./29. September 2002 unter Teilnahme von Geistlichen Würdenträgern (Apostolischer Nuntius, Erzbischof Pierre Giacomo De Nicolo), Politikern und der Bevölkerung eingeweiht werden.